Zuckerkonsum und Zuckersucht aus ernährungspsychologischer Sicht

Wir möchten in diesem Beitrag in die Ernährungspsychologie eintauchen und das Verständnis für unser Essverhalten, insbesondere das Verlangen nach Süßigkeiten und die Sucht nach Zucker, verdeutlichen. Unser Zuckerkonsum und die eventuell daraus resultierende Zuckersucht, hat eine lange Geschichte.

Das Grundverständnis für den eigenen Zuckerkonsum oder die Zuckersucht erlangen

Ein Grundverständnis über unser eigenes Verhalten ist ein erster Schritt in die richtige Richtung, um eben dieses nachhaltig und gesundheitsbewusster zu verändern. Aus einem regelmäßigen und unbedachten Zuckerkonsum kann schleichend eine Zuckersucht entstehen.

Wir möchten folgende Fragen beantworten:

  • Warum essen wir Zucker?
  • Warum belohnen wir uns mit Essen?
  • Hat Zuckersucht evolutionsbedingte Hintergründe – haben wir vielleicht gar keine Wahl?
  • Essen wir Zucker, weil wir es MÜSSEN?

Essen und Trinken geht mittlerweile weit über die reine Nahrungsaufnahme hinaus.
Essen steht für Geselligkeit, Genuss und für unser Wohlbefinden.
Grade süße Nahrungsmittel machen uns oft glücklich, aber warum ist das eigentlich so?
Betrachten wir einmal die inneren und äußeren Reize, die uns zu Zuckerkonsum verleiten.
Ein Säugling oder ein Kleinkind lässt sich ausschließlich von inneren Reizen leiten. Diese Reize verringern sich im Laufe des Lebens.
Erwachsene lassen sich meist von äußeren Reizen beeinflussen, wie beispielsweise der Geruch von frischem Gebäck oder dem Crêpes-Stand in der Stadt.

Umso älter wir werden, umso mehr lassen diese äußeren Reize nach, auch aufgrund der abgeschwächten Sinnesorganfunktionen.

Erfahrungen & Gewohnheiten werden immer ausschlaggebender für den Zuckerkonsum oder die Zuckersucht

Im Laufe des Lebens haben wir uns Gewohnheiten antrainiert, wir haben vieles ausprobiert und wissen was uns schmeckt, glücklich macht und haben sogar Situationen mit Essen verknüpft.
Beispielsweise der Hotdog in einem sehr bekannten Möbelhaus, das Eis am Spielplatz, der Nachtisch in Restaurant XY, den wir so gerne mögen.
Oftmals sind diese Situationen so mit einem Essen verknüpft, dass wir gar nicht mehr darüber nachdenken, ob wir grade überhaupt Lust auf ein Eis, einen Hotdog etc. haben. Wir essen es einfach, weil wir das ja immer so machen, wenn wir mal da sind.

Würde es bei ein paar wenigen Situationen bleiben, wäre das auch gar nicht schlimm, aber diese innere Verankerung ist meist deutlich umfangreicher, als uns bewusst ist.
Durch diese etablierten Gewohnheiten von Zucker in unserem Leben, ist unser Konsum zu hoch und lässt sich nur schwer einschränken. Von einem erhöhten Zuckerkonsum, hin zu einer Zuckersucht ist der Weg leider oft nicht weit.

Warum belohnen wir uns mit Zucker?

Diesen Belohnungsvorgang haben wir uns auch oft antrainiert. Jedoch wird er uns teilweise auch vorgelebt.

„Wenn du dein Gemüse isst, bekommst du auch ein Eis zum Nachtisch.“ 

Dieser Satz ist vermutlich vielen von uns nicht unbekannt.
Wir wurden bereits als Kind mit Süßigkeiten belohnt. Die Schultüte ist voll mit Süßigkeiten, der Nikolaus kommt nur zu braven Kindern und steckt ihnen Schokolade in die Stiefel.
Süßigkeiten gehören ab der Kindheit zu unserem Leben dazu und bedeuten in der Regel etwas Gutes.
Schokolade ist ein Highlight, Gummibärchen sind ein Trostpflaster und Pudding ist die Belohnung fürs Teller leer essen.

Diese angenehmen Kindheitserfahrungen nehmen wir mit ins Erwachsenenalter und führen sie weiter fort und geben sie allzu oft auch an die eigenen Kinder weiter.
Zudem kommt die Lebensmittelindustrie mit immer neuen Süßigkeitenvarianten um die Ecke und die Werbung dafür hat es oft in sich und spricht genau unsere Gewohnheiten und Empfindungen an.

Zuckerkonsum ist sogar gesellschaftlich anerkannt.
Sich mit Schokolade zu beruhigen, belohnen und zu trösten, scheint völlig normal.

In etlichen Filmen werden uns genau diese Situationen vor Augen geführt.
Hat eine süße Schauspielerin Liebeskummer, kommen selbstverständlich ihre Freundinnen und leisten ihr Beistand mit einem riesigen Becher Eis und einer Tafel Schokolade.
Nie kommen die Freundinnen mit einem Apfel oder einer Handvoll Nüsse. Dabei werden weder ein Apfel noch eine Tüte Gummibärchen die Situation nachhaltig verbessern. Wenn der Trennungsgrund nichts mit Süßigkeiten oder dem übermäßigen Konsum von Zucker zu tun hatte, dann wird Süßes auch nicht die Lösung sein.

In absolut keiner Form kann Zucker etwas ändern, und doch verknüpfen wir es mit einem Trennungsereignis.

Die äußeren Einflüsse haben enorm zugenommen in den letzten Jahrzehnten und es ist wichtig, dass wir dies bewusst wahrnehmen und somit auch bewusst gegen eine Zuckersucht steuern können.
Nun bleibt noch die Frage nach einer genetischen Komponente.

Mögen wir Süßigkeiten, weil wir genetisch dazu veranlagt sind?

Die Antwort ist Ja.

Bei Versuchen mit Säuglingen wurde diese These nochmals bestätigt.
Säuglingen wurden verschiedene Testlösungen angeboten. Bei den bitteren Lösungen verzogen sie das Gesicht und verweigerten die Aufnahme. Bei süßen Lösungen lächelten sie und nahmen es gerne an.

Dies hat auch einen simplen Grund. Glucose ist für uns überlebenswichtig, allein unser Gehirn benötigt 120g Zucker jeden Tag.

Damit ist natürlich nicht der industriell hergestellte Zucker gemeint, denn unser Körper ist ein ziemliches Wunderwerk, der sich den Zucker aus Kohlenhydraten holt und sogar aus eigenen Reserven selbst herstellt.

Früher war Zucker wesentlich begrenzter und ein wertvoller Energielieferant. Vor einigen Jahrtausenden konnten unsere Vorfahren Zucker nur aus Honig oder Früchten gewinnen und er war für ihr Überleben wichtig. Mit einem niedrigen Blutzuckerspiegel fehlte eventuell dringend benötigte Energie, beispielsweise beim Jagen.
Zudem war es meist ein Indiz, dass süß schmeckende Lebensmittel, wie Beeren und sonstige Früchte, nicht giftig waren.
Vor Tausenden von Jahren galt: Süßes ist nicht giftig und gibt Energie.

Wieder in der heutigen Zeit angekommen, haben wir diese Empfindungen evolutionsbedingt noch tief in uns verankert.

Nur hat sich das Leben ein wenig verändert in den vergangenen Jahrtausenden.
Das Angebot von Zucker und süßen Lebensmitteln hat sich so vervielfältigt, dass unsere Vorfahren wahrscheinlich aus dem Staunen gar nicht mehr rauskommen würden, wenn sie in der Süßwarenabteilung im Supermarkt stehen würden.

Es hat sich aber nicht zum Besseren gewandelt, sondern ganz im Gegenteil.

Genetisch springen wir auf den Geruch von Süßigkeiten gerne an. 

Nur dass diese nun ungesund sind und mit unserem Überleben nichts mehr zu tun haben.

Wir sind heute einem ungesunden Überangebot ausgesetzt, was uns evolutionär bedingt auch noch anspricht.

Eventuell kann unser Körper dies besser filtern, wenn noch ein paar Jahrtausende vergehen, aber wir empfehlen nicht darauf zu warten.

Vielmehr macht es Sinn, sich bewusst zu machen, dass unser Körper Zucker braucht, er uns dies auch bereits als Säugling mitteilt, aber damit ist nicht das Stück Kuchen oder Schokolade gemeint ist.
Der Fruchtzucker im Apfel, der Banane, oder der versteckte, raffinierte Zucker in bereits verarbeiteten Lebensmitteln deckt unseren Bedarf vollkommen ab.

Der Griff zur Süßigkeitentüte ist auch aus evolutionärer Sicht absolut nicht notwendig.

Es besteht nur ein schmaler Grad zwischen dem regelmäßigen Zuckerkonsum und der daraus resultierenden Zuckersucht.

Auch hier kann die Weiss-Methode, die sich seit 1986 mit eben dieser Thematik beschäftigt, die Unterstützung sein, die Ihnen aktuell fehlt.

Mit der Weiss-Methode können Sie ganz simpel zurück zur Natürlichkeit und zurück zu einem bewussten Konsum gelangen, den nur Sie beeinflussen, und nicht mehr das Umfeld, die Evolution oder die Genetik.

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